Bis zum 1. Dezember waren die Fronten klar: Automic und CA waren Konkurrenten im Bereich der Workload Automation und Release Automation. CA ist die stärkere Marke mit dem breiteren Portfolio, Automic bietet dafür mehr Funktionalität, bessere Integrationsmöglichkeiten und ein vereinheitlichtes User Interface. Automic dominiert den europäischen und vor allem den deutschsprachigen Raum, CA ist im Rest der Welt stärker vertreten.
Jetzt hat sich plötzlich die Automatisierungs-Welt verändert. Automic gehörte seit 2009 dem Equity Unternehmen EQT – und am 1. Dezember 2016 haben sich die Unternehmen darauf geeinigt, Automic für 600 Millionen Euro an CA zu verkaufen. Der Deal soll im März 2017 über die Bühne gehen.
Eine kleine Firmengeschichte
Die Geschichte von Automic ist lang und das Unternehmen hat schon mehrere große Veränderungen hinter sich. 1985 gründete Franz Beranek das Unternehmen als SBB Software. 2004 wurde daraus UC4 und die Marke wurde schnell bekannt als die eines Marktführers im Bereich IT Job Schedulding.
2006 sicherte sich die Equity-Gesellschaft The Carlyle Group das Unternehmen. Im gleichen Jahr habe ich selbst angefangen mit UC4 zu arbeiten. Das Konzept und die klare Zukunftsvision des Unternehmens haben mich von Anfang an begeistert. Deshalb verfolgte ich aufmerksam alle Entwicklungen.
Zu einem großen Schritt kam es dann 2012, als UC4 von der Equity-Gruppe EQT übernommen wurde. 2013 wurde aus UC4 Automic, 2014 übernahm Todd DeLaughter das Management des Unternehmens – und die Erfolgsgeschichte setzte sich fort.
Das Unternehmen wuchs weiter und verbesserte von Version zu Version das Angebot. 2016 wurde es im EMA Radar ausgezeichnet mit dem Award für das „Best Integration Portfolio“, der Kundenstamm wächst ständig und in der frisch erschienenen V12 wurde mit neuen Features wie den Automic Analytics und dem Web Interface ein weiterer wichtiger Schritt in die Zukunft gemacht.
Workload Automation im Vergleich
CAs Automatisierungslösungen und Automic sind seit Jahren Konkurrenten und wurden immer wieder in Analysen verglichen. Zum Beispiel im Magic Quadrant von Gartner im August dieses Jahres oder in der oben bereits erwähnten Analyse von EMA Radar.
Während in den meisten Analysen CA technologies als die Marke mit der höheren Verkaufskraft gesehen wird, gelten die Produkte von Automic im Allgemeinen als stärker. Die Funktionalität ist größer, die Architektur ist klarer und Automic konnte vor allem durch die letzten Updates viele der Schwächen von CA technologies zu eigenen Stärken machen:
- Alle Produkte von Automic (AWA, ARA, ASO) sind ins Automic Web Interface integriert. Das moderne User Interface ist modular aufgebaut und ist geradezu prädestiniert, mit Plugins um weitere Komponenten erweitert zu werden. An den Produkten von CA wird dagegen oft bemängelt, dass die User Experience bei allen völlig unterschiedlich ist.
- Durch Continuous Operations kommt es bei Automic Upgrades zu keiner Downtime mehr.
- Über den Marketplace werden Module bereitgestellt, die von Kunden verwendet werden. Damit macht Automic einen Schritt hin zum Content-Provider für Automatisierung. Automatisierungsbausteine können einfach heruntergeladen werden. Der Einstieg in Automic wird dadurch noch einfacher.
- Automic bietet viele Schnittstellen. Inzwischen gibt es für ARA sogar ein offizielles Rest-API und für AWA ein inoffizielles (das offizielle kommt demnächst).
- Nach und nach wurden wichtige Addons in die Core-Plattform integriert, wie zuletzt in der V12 die Automic Analytics. Der Fokus lag dabei immer darauf, bei der Integration eine Architektur aufzubauen, die langfristige Verbesserungen und Erweiterungen zulässt. Die Automic Analytics kann (und wird) schnell um viele weitere Objekte und Objekttypen erweitert werden und bietet auch schon die Grundlage für die spätere Einführung von Vorhersagen über Laufzeiten und Auslastungen basierend auf historischen Ausführungsdaten.
Wie geht es weiter?
Die vielen Neuerungen seit der V8 haben die Plattform erweitert, Einstiegshürden für Neukunden entfernt, ermöglichen die Integration in hybride Landschaften und erlauben die Steuerung von Service-orientierten Umgebungen.
Hinter diesen Erweiterungen und Neuerungen steckt eine Strategie – und die endet nicht mit V12!
Ich hoffe, CA erkannte diese Vision, mit der Automic ihre Produkte in eine gezielte Richtung weiterentwickelt, und geht weiter in diese Richtung. Damit die Innovatoren bei Automic – und Ihre Kunden – miterleben können, wie diese Vision sich entfaltet!
Für viele Mitarbeiter von Automic ist diese Übernahme verständlicherweise zunächst einmal schwer zu schlucken. Schließlich hat man in den letzten Jahren viel Wert darauf gelegt, die Vorteile der eigenen Produkte gegenüber denen von CA zu erkennen und hervorzuheben. Und jetzt wurde man plötzlich vom jahrelangen Mitbewerber gekauft.
Es würde mich deshalb nicht wundern, wenn viele der Experten bei Automic Fluchtgedanken haben. Gerade die besten Mitarbeiter haben viele Optionen, können sich jederzeit entscheiden, wo sie arbeiten wollen. Solche IT-Rockstars, wie sie in diesem Artikel beschrieben werden, existieren auch bei Automic.
Es sind die Mitarbeiter, die das Unternehmen so besonders machen. Sie haben jahrelang mit einer Vision von der Marke und den Produkten gearbeitet – und mit ihrer Leidenschaft zur außergewöhnlichen Kundenzufriedenheit des Unternehmens beigetragen.
Deshalb glaube ich auch, dass man sich bei Automic keine großen Sorgen um die Zukunft machen muss. CA hat 600 Millionen Euro investiert, gerade weil man viel Wachstumspotenzial bei Automic sieht und das Unternehmen sehr hoch bewertet.
CA betont, zum Beispiel in diesem Artikel von President und CPO Ayman Sayed, dass es bei der Übernahme nicht primär darum ging, einen Konkurrenten loszuwerden, sondern viel mehr darum, die Kräfte der beiden Unternehmen zu vereinen und Wegbereiter für digitale und automatisierte Zukunft zu werden. So schreibt es ja auch Todd DeLaughter in seiner Mail an Kunden und Partner:
„CA Technologies und Automic haben eine gemeinsame Vision für die Zukunft von Business Process Automation.“
Für Automic gilt es jetzt, den Mitarbeitern zu zeigen, dass die Reise auch unter der Schirmherrschaft von CA auf einem guten Weg weitergeht!